„Künstler“ (fast nach Zoshchenko)

„Künstler“ (fast nach Zoshchenko)

Es war im Vorfrühling, in Andropows Jahr 1984. Ich war auf dem Rückweg von einer Geschäftsreise aus Nowokusnezk nach Kurai, aber ich hatte Pech mit dem Fahrkartenkauf. Es gab nur eine Karte für den Aktasch-Bus, also musste ich die Nacht im Dorfhotel verbringen. Nachdem ich ein wenig Trockenfutter gekaut hatte, döste ich vor Müdigkeit ein, und die Zeit war schon ziemlich spät….

Um 12 Uhr nachts wurde ich durch begeisterte Rufe und Geschrei geweckt. Eine Menschenmenge bewegte sich in den Nebenraum. Sie packte schnell aus und begleitete diesen Vorgang mit lauten Bemerkungen, aus denen ich schnell erkannte, dass es sich um Schauspieler aus Gorno-Altaisk handelte, die in die nächstgelegenen Dörfer Reisen planen, um durch Konzertveranstaltungen die Kulturgüter für die Altaibevölkerung zu bringen. Es ist klar, dass die Leute unterwegs sind, sie müssen essen und auch Pläne für morgen ausdiskutieren – kein Problem, man kann diesen Lärm eine Weile doch dulden. Aber das Künstlertreffen war jedoch nicht auf eine Stunde begrenzt und wurde von Gläserklirren, gedämpften Blubbern und immer heftigeren Diskussionen begleitet. Ich begann schon auszuflippen und wollte rausgehen und meine Rechte nach einem ruhigen Schlaf zu fordern, doch habe ich erst zugehört und merkte plötzlich, dass ich einer echten Stegreifvorstellung lauschte. Was waren das für Passagen, was für eine bunte Sprache und was für wichtige Diskussionsthemas! Beim frischen Gedächtnis, damals konnte ich einige Künstlersprüche noch wiedergeben, als ich meinen Kollegen von dieser unvergesslichen Nacht erzählte. Sie lachten bis zum Tränen. Jetzt ist vieles in Vergessenheit geraten, und leider sind diese verbalen Meisterwerke in meinem Gedächtnis verloren gegangen. Ich bedaure sehr, dass ich nur zugehört und gelacht habe, aber ich hätte es aufschreiben sollen…

Es begann mit einer Diskussion über möglichen Nebenverdienst und Erinnerungen an die besten Konzertzeiten, als eine Konzertreise pro Nase 2-3 hundert Rubel zusätzlich brachte. Besonders zügellos war dabei der Akkordeonist mit kriminellem Jargon, gelegentlich unterstützt durch dreistöckige verfilzte Ausdrücke. Ein quietschvergnügter Entertainer a la Panikovsky hat mit ihm über den noch nicht vorhandenen Restverdienst laut diskutiert. Dabei wurden die einheimischen Altai-Zuschauer als Klötze, Schurken, stinkende Ziegenböcke und Chmoriki bezeichnet. Der Sänger versuchte zu schreien: „Schenk ein, schenk mehr Wein ein, ich kann euch nichts mehr sagen…“, aber er wurde ständig durch das heisere Knurren „Halt die Klappe“ eines Gewichthebers, der ihr Anführer war, unterbrochen. Dann begannen sie über Weiber zu sprechen, insbesondere über die Svetka, eine Sängerin und Rezitatorin patriotischer Sowjetgedichte. Es stellte sich die dringende Frage, wem Swetka die Beine gerne breit macht. Es drohte eine Western-Schlacht zu explodieren, aber dann erschien Swetka mit zwei ihrer Freundinnen und bat mit heiserer Stimme um einen Drink und eine Zigarette. Die Gespräche drehten sich um sexuelle Andeutungen und Vorschläge, aber Svetka kannte ihren Preis und wollte mit ihrer Wahl nicht eilig sein, oder vielleicht machte sie sich über diesen Narren nur lustig… Dann tauchten einige finstere Gestalten von der Straße auf, und die Sache roch ernsthaft nach einer Schlägerei, denn zwischen dem Anführer und dem örtlichen Alfa-Männchen begann ein Streit zum Thema „Respektierst du mich, oder?“.

Um 4 Uhr morgens, erschöpft von der „Theaterpremiere“, riefen die Mieter-Nachbarn die Polizei an, und die Polizisten vertrieben die örtlichen Lumpen und drohten auch den Künstlern, dass sie ihnen nicht erlauben würden, kulturelle, gute und ewige Dinge auf diese Weise auf die Einwohner zu vermitteln, und ihr Konzertverdienst würde weinen…

So lernte ich die Kulturträger für die Volksmassen kennen, tauchte sozusagen in ihre „kreative“ Atmosphäre ein. Aber über die Politik wurde damals von Künstlern kein Wort gesprochen!

Und warum? Wie meinen Sie, weshalb?…

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