Ein wenig über Selbstwertgefühl.
„Wer bist du eigentlich? – wurde ich einmal gefragt. Meine Antwort lautet, dass ich mich nicht zur Intelligenz im allgemein akzeptierten russischen Sinne des Wortes zählen kann. Ich kann mich auch nicht als Arbeitsknecht bezeichnen, oder besser gesagt als jemand, der gezwungen ist, eine eintönige, unkreative, oft schmutzige und mühsame Arbeit zu verrichten, die zu einer lumpenproletarischen Mentalität und Verhaltensweise beiträgt. Knecht ist ein Sklavenwort. Für mich passt es besser ein Werker zu sein. Die Definition eines Werkers enthält Merkmale der Mentalität eines noch nicht ganz vernichteten Aristokraten, der die keilbärtigen Intellektuellen und das ungehobelte Proletariat gleichermaßen nicht mag. Ich bin doch ein Werkaristokrat. Aristokrat bedeutet unabhängig, ehrgeizig, fähig, motiviert, hartnäckig, selbständig, großzügig.
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Ich habe nicht viel getan, was mich wirklich stolz macht. In dieser Einschätzung bin ich anspruchsvoll. Ich kann nur auf das stolz sein, was ich in der Wissenschaft gemacht habe und auf einige meiner aktuellen Publikationen. Leider ist alles, was ich erfunden, ermittelt und dargestellt habe, mindestens 100 Jahre zu spät… Für mich persönlich ist es auch zu spät. In den modernen Zeiten wird dies nicht gebraucht. Ich hoffe, es wird eines Tages von anderen doch nachgefragt, und bedauere unvollendete Dinge tausendmal mehr, als ich mit dem zufrieden bin, was ich bereits getan habe. Es gibt so viel mehr, was ich hätte tun können… Es wurde von mir zu viel Zeit mit Belanglosigkeiten und meiner eigenen Faulheit verbracht; ich war durch meine eigene Dummheit und Feigheit eingeschränkt. Es wurde von mir in den Geowissenschaften viel getan und einiges im Nachdenken über das Wesen des Seins. Aber die Wissenschaft ist nicht die Hauptsache im Leben. Es gibt viele Dinge, die nicht weniger wichtig sind. Und das Wichtigste von ihnen ist, von Anfang an zu erkennen, wie man am besten lebt, und so selbst zu leben, wie man es erkannt hat… Vielleicht wird jemand meine Taten anders einschätzen. Ich spreche von meiner eigenen Einschätzung und von meinen jetzigen Gefühlen…
W. Butwilowski