über das Buch von Däniken

über das Buch von Däniken

Wladimir Butwilowski, Dr.rer.nat.habil.

Einige Kommentare und Bemerkungen (aus eigener Arbeits- und Forschungserfahrung) zum Buch „Irrtümer der Erdgeschichte“ (Erich von Däniken)

(meine Aussagen mit kursiv bezeichnet)

Vorwort von Prof. Brockim Prinzip negative Äußerungen gegen „neues“ Denken über die Erdgeschichte, aber zu viel Begriffsspiele und Psychologie, zu wenig sachliche Kritik oder Unterstützung. Typisch Politiker in der Wissenschaft – keine Verantwortung auf sich nehmen.

Dinisaurier-Menschen-Gruppenbildnis: man kann das „Bildnis“ ganz anders interpretieren

überlebte Kröten“ – es ist etwas Wahres drin, ich kenne sogar bessere Beispiele aus Sibirien. Aber dort wurde die Vitalität der ähnlichen Lebewesen (Fische, Lurche, Insekten) mittels des Permafrostbodens erhalten geblieben, und zwar innerhalb von vielen tausenden Jahren (14C –Datierungen). Auch viele Pflanzensamen und Bakterien können unter bestimmten Bedingungen viele hunderttausende Jahre „am Leben“ bleiben (es gibt seriöse Studien von Uschatinskaja, Grese, Jakowlew).

Schuhabdrucküberzeugt gar nicht und die Interpretationen von Verfasser sind zu diesem oberflächlich und unseriös. Dadurch lässt das Vertrauen an Verfasser nach.

Wie und wie schnell werden Fossilien oder Pflanzenreste versteinert – das ist eine berechtige Frage, welche aber auch von dem Verfasser unbeantwortet geblieben ist.

rasche Gebirgserhebung (Beispiel mit der Lage von Mammutbaum) ist nicht überzeugend nachgewiesen. Aus eigener geologischer Erfahrung bin ich auch überzeugt, dass die Gebirgserhebung blitzschnell, aber durch kleine (6-20 m) Erhebungsraten mit unterschiedlich langen Ruhepausen dazwischen und im Endeffekt innerhalb von mehreren Millionen Jahren erfolgt. Das gilt auch für die Sedimente. Der Verfasser hat Recht, dass alle Sedimente, außer Ton und Schluff, rein physikalisch gesehen, blitzschnell akkumuliert werden, dabei je großkörnigen das Sediment ist, desto schneller wird es abgelagert. Es ist aber oft unbekannt, wie lang waren die Ruhepausen dazwischen.

– Überlegungen des Verfassers über die Entstehung des Colorado-Plateaus und über die Reliefbildung zeugen davon, dass er im Bereich „geologische Prozesse und Paläogeographie“ zu wenig Ahnung hat.

Felsmalerei: das ist sehr schwierig, solche Zeichnungen richtig zu interpretieren, besonders wenn die Maltechnik sehr primitiv war. Im Altai habe ich auch Petroglyphen gefunden, die man als Vögel, auch als Steinböcke, Dinosaurier, Fallschirme usw. interpretieren kann. Der Verfasser macht am Anfang nicht korrekte Interpretationen, welche am Endeffekt zu nicht korrekten Schlussfolgerungen führen.

– Besiedlung des Amerikas durch Menschen kann wirklich früher stattgefunden werden, als man jetzt annimmt.

Dinosaurier und Menschen zusammenich kann mich nicht zu dieser Hypothese anschließen. Ich habe z.B. selber die Sedimentreihe von Jura bis Quartär und Holozän im Altai untersucht. Eindeutig sind die Spuren von Dinosaurier vor 60 Ma Jahren verschwunden, und vielleicht wirklich wegen einer Naturkatastrophe.

Evolutionsgrab Galapagos:

– das stimmt, dass die Galapagos-Insel relativ jung ist, aber die Leguane und Dinosaurier haben mit dem dargestellten scheinbaren Widerspruch nicht zu tun.

– die Evolutionstheorie hat wirklich viel zu viele Probleme…

– „Landbrücken“ – das war nicht so einfach, wie es dargestellt ist.

Zerrissene Tektonik: „Katastrophen von Indianerhäuptling“ – schon möglich, dass zwischen 11-13 tausend Jahren, oder eher zwischen 20-23 tausend Jahren so ein ähnliches Ereignis (mehrere Vulkanausbrüche) geschah. Es gibt wirklich sehr viele geologische Befunde darüber. Aber mit solchen Fluss- und Festlandänderungen ist es wieder ganz stark übertrieben. Es war wirklich, dass Amazonas aus Sahara durch Südamerika floss, aber das war nur vor 300-250 Millionen Jahren.   

– Hypothese der Plattentektonik ist auch aus meiner Sicht falsch. Ihre Kritik von dem Verfasser ist aber nur teilweise berechtigt. Ein Riss entsteht immer blitzschnell, aber wie groß er war und wann ist er entstanden? – das ist die Frage, also man darf den blitzschnell entstandenen Ozeanrücken und Gebirge keinen Glauben schenken. Die sich ausdehnende Erde ist ein reales Modell. Es wurde schon lange vor (1970-1980) von australischen Geologen Carey begründet.

– über die Umkehrung der geomagnetischen Pole und ihre Auswirkung auf die Erdgeschichte kann ich nichts sagen, außer dies, dass irgendwelche Änderungen des geomagnetischen Feldes in der Erdgeschichte wirklich mehrmals passierten.

expandierende Erde: diese Hypothese kann uns wirklich am besten die Erdgeschichte und die Erdstruktur aufklären. Auch die Gebirgsbildung ist keine schwache Stelle dieser Hypothese. Die Gebirge sind Folgen des Magmatismus und können am besten durch Modell expandierender Erde erklärt werden. Die „Pulsationen“ sind aber auch möglich wegen Änderungen der Gravitationskräften (Galaktisches Jahr, Änderungen der Exzentrizität der Erdbahn, Einwirkung von Planeten und Mond).

Man kann Schritt für Schritt alle Vermutungen und Behauptungen des Verfassers weiter kommentieren, aber es ist schade um die Zeit. Das Buch habe ich doch bis zu Ende gelesen. Sicher kann man an vielem, was zurzeit als wissenschaftlich anerkannt gilt, zu Recht zweifeln. Es kann wirklich noch mehr Planeten im Sonnensystem geben, es gibt sehr viele Probleme in der Paläontologie, Paläogeographie und Archäologie, auch viele Untersuchungsmethoden (Eisbohrkerne, Datierungsmethoden, Polenanalyse usw.) sind unvollkommen, aber wie der Verfasser diese Probleme aufklärt, das bringt uns leider nicht viel weiter, oder sogar umgekehrt.

Die Naturentwicklung läuft ungleichmäßig und es passierten oft Naturkatastrophen. Aber welche, wie, wo, wann, welchen Ausmaßes usw.- diese Fragen sollen beantwortet werden, und zwar wissenschaftlich seriös und sicher. Dafür muss man geologische Spuren sprechen lassen und nicht sofort frische globale Sintfluten von gestern ins Spiel bringen.

Der Verfasser hat aus meiner Sicht keine echten geologischen Erfahrungen (keine nüchterne, ernste, langweilige, ordnungsgemäße, langjährige (20-30 Jahre) Arbeit durchgeführt), deswegen ist er ein wissenschaftlicher „Ketzer“, der in der Geologie nichts zu suchen hat. Er hat nichts Neues geleistet, sondern alles verwickelt und im Endeffekt für die Spezialisten das Ganze dumm dargestellt. Vielleicht hat er genau dies erfüllt, was die jetzige geologische „Mafia“ braucht, und zwar die alternativen neuen Erkenntnisse und Hypothesen lächerlich zu machen. Deswegen vielleicht lässt man so locker so ein Blödsinn von Däniken publizieren.

Die traditionelle Geologie braucht wirklich wesentliche Präzisierungen und neue (oft alte) Ideen zu entwickeln. Vor 20-30 Jahren war eine Wende in der Geologie deutlich sichtbar (echte Daten über Naturkatastrophen durch Seenausbrüche, Vulkanismus, Meteoriteneinschläge, Resonanzgezeiten, H2S-Zonen in Ozeanen, morphologische Analyse, expandierende Erde usw.). Statt weiter eine anständige Arbeit zu unterstützen, wurde das Ganze in Medienspielerei umgewandelt. Die Hauptfiguren in diesem Spiel sind wieder Vertreter der alten geologischen „Mafia“. Diejenigen, die was Neues in der Geologie geleistet haben (Simow, Lindberg, Karey, W. Penck u.a.), werden totgeschwiegen und nicht unterstützt.

Die Hauptursache dafür ist aus meiner Sicht das jetzige gesellschaftliche System. Gerade für es sind exakte Geowissenschaften oft unerwünscht. Der gesetzlich geschützten, monopolisierten Macht des Gewinnstrebens ist in der Realität kaum wirtschaftliche, gesellschaftliche und moralische Einschränkung entgegengesetzt. In dieser Situation wird die wissenschaftliche Tätigkeit immer mehr zu dem sogenannten „Job“ umgewandelt, bei dem die Werbung und Gewinn im Vordergrund stehen.

Die allgemeine Wertung der heutigen Entwicklungstendenz wissenschaftlicher Tätigkeit, die von A.A. Sinowjew (1994, S. 253 – 254) ehrlich gegeben wurde, ist voll angemessen. „Die moderne Wissenschaft ist kein Bereich der Tätigkeit, wo man sich nur mit der Suche nach der Wahrheit beschäftigt. Sie enthält in sich sowohl die Wissenschaftlichkeit, als auch die Wissenschaftswidrigkeit. Die Wissenschaftlichkeit erzeugt Abstraktionen, aber die Wissenschaftswidrigkeit zerstört sie unter dem Scheingrund, dass dies und das nicht beachtet wurden. Die Wissenschaftlichkeit bestimmt die Begriffe exakt, die Wissenschaftswidrigkeit macht sie unter dem Scheingrund der Erfassung der realen Vielfalt uneindeutig. Die Wissenschaftlichkeit vermeidet es, die Mittel zu benutzen, die man nicht unbedingt braucht. Die Wissenschaftswidrigkeit strebt danach, alles einzubeziehen, was man unter dem einen oder anderen Scheingrund einbeziehen kann. Die Wissenschaftlichkeit strebt danach, das Einfache und Klare in dem Komplizierten und Verwickelten zu finden. Die Wissenschaftswidrigkeit strebt danach, das Einfache zu verwickeln und das Offensichtliche schwer verständlich zu machen… Zuerst betrachtet man die Wissenschaftlichkeit und die Wissenschaftswidrigkeit als zwei gleichberechtigte Seiten einer Wissenschaft, doch dann gewinnt die Wissenschaftswidrigkeit die Oberhand. Die Wissenschaftlichkeit erhält im Rahmen der Wissenschaft nur eine jämmerliche Rolle als etwas von schlechter Qualität. Sie wird nur in dem Maß geduldet, in welchem die Wissenschaftswidrigkeit auf ihre Kosten leben kann. In der Tendenz neigt man dazu, die Wissenschaftlichkeit aus der Wissenschaft ganz zu verbannen, denn sie ist ein Vorwurf an ein unsauberes Gewissen“.

So ist es, leider… Diese Tendenz ist, selbstverständlich, nicht in Ordnung und soll mit aller Kraft bekämpft werden, auch in den Geowissenschaften.

Kommentare sind geschlossen.